Pressemitteilungen vom 04.01.2023

PRODUKTIONSSCHULEN BRAUCHEN ENDLICH REGELFINANZIERUNG!

„Die Entscheidung der Sächsischen Aufbaubank, der Produktionsschule Leipzig für den Projektzeitraum 2023/24 keine Mittel des Europäischen Sozialfonds mehr zur Verfügung zu stellen, kann nicht das letzte Wort sein!“ Dietrich Bauer, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Sachsen, sieht das Vorgehen der SAB, in einer sogenannten Vorabmitteilung drei Tage vor Weihnachten darüber zu informieren, dass eine Einrichtung, die zwölf Jahre lang zu 90 Prozent durch das Förderprogramm finanziert wurde, ab 1. Januar 2023 ihre Türen schließen muss, äußerst kritisch: „Das ist inakzeptabel. Wenn das Geld im ESF nicht reicht, müssen alle Beteiligten sich an einen Tisch setzen und über alternative Lösungen nachdenken. Eine Lösung, die wahllos einige der Einrichtungen ohne Begründung aus der Förderung streicht und damit massiv in das Leben der betroffenen Jugendlichen, aber auch der beschäftigten Mitarbeitenden eingreift, ist verheerend!“

Sie lasse nicht nur jede Wertschätzung der bisherigen Arbeit vermissen, sondern sei auch gesellschaftspolitisch nicht nachvollziehbar: „Der Nachwuchsmangel ist bereits groß und hat fast alle Branchen erreicht. Viele Betriebe finden keine geeigneten Bewerber*innen mehr. Angesichts dieser Entwicklungen werden Jugendsozialarbeit und Jugendberufshilfe doch immer wichtiger. Die Produktionsschulen sind eine der letzten verbliebenen Möglichkeiten, junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren ohne Abschluss, ohne Ausbildung und ohne Arbeit am Übergang von Schule in Beruf zu begleiten und zu stärken. Sie unterstützen benachteiligte junge Menschen im Kontext ihrer Persönlichkeitsentwicklung insgesamt und bereiten benachteiligte junge Menschen für einen Schulabschluss bzw. für eine Ausbildung vor.

Dazu komme, dass der Träger, die Berufsbildungswerk Leipzig für Hör- und Sprachgeschädigte gGmbH, in den vergangenen zwei Jahren umfangreich in moderne Räumlichkeiten für die Jugendberufshilfe in der Plagwitzer „Elsterpassage“ investiert habe. Unter anderem wurde im Frühjahr ein von Produktionsschüler*innen geführter Laden, die „Elsterkammer“, eröffnet – alles im Vertrauen darauf, dass eine Schule, die nachweislich dringend gebraucht und von der Stadt Leipzig unterstützt werde, auch weiter Bestand hat.

„Diese jetzt nicht vorhersehbare und unabgesprochene Absage jeglicher Förderung macht deutlich, wie dringend die Produktionsschulen in eine Regelfinanzierung überführt werden und als Schulform anerkannt werden müssen! Diese Schulen in ihrem Bestand alle zwei Jahre von bewilligten Anträgen auf Fördermittel abhängig zu machen, entspricht in keiner Weise ihrer gesellschaftlichen Bedeutung!“, so Bauer. Auch die von der AWO getragene Produktionsschule in Wehlen sei von einem Negativbescheid nach 14 Jahren erfolgreicher Arbeit überrascht worden.

Der Diakonie-Chef unterstützt daher uneingeschränkt ein vom Berufsbildungswerk Leipzig verfasstes Schreiben an Sozialministerin Petra Köpping, in dem diese Regelfinanzierung sowie eine gesetzliche Verankerung im Berufsbildungsgesetz gefordert wird.