Freiwilliges Soziales Engagement

Die geplanten Einsparungen am Freiwilligendienst sind elementar

Im kommenden Jahr stehen zwei große, die Freiwilligendienste betreffende, Jubiläen an: 70 Jahre Diakonisches Jahr und 60 Jahre Freiwilliges Soziales Jahr! Anlass genug, das wertvolle Engagement vieler tausender Menschen, den damit verbundenen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag und die wertvollen Begegnungen zwischen Menschen zu würdigen und zu feiern! Doch Lob und Freude werden überschattet von den drohenden Kürzungen, die der Bundeshaushalt ab 2024 für den Bereich der Freiwilligendienste vorsieht. Aller Voraussicht nach ist für das kommende Jahr eine Kürzung der Bundesmittel von 78 Millionen Euro vorgesehen, ab 2025 sogar in Höhe von 113 Euro. Das bedeutet bereits 2024 ein Wegfall von 25 Prozent der Mittel. Bundesweit müssten somit mindestens 8.000 Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege auf die zusätzliche Unterstützung durch Freiwillige verzichten und jede Dritte bis Vierte, an einem Freiwilligendienst interessierte Person, würde diese Möglichkeit, sich zu engagieren, verwehrt bleiben.

Kontakt

Helen Wohlfahrt Referentin Freiwilliges Soziales Engagement
Obere Bergstr. 1
Radebeul 01445
0351 83 15 123

Lotte, welche bereits seit September 2022 ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an einer Schule in Dresden leistet, kommentiert die drohenden Einsparungen am Freiwilligendienst so: „Die berufliche Erfahrung, die man in einem Freiwilligendienst sammelt, ist kostbar für das spätere Arbeitsleben. Man kann sich ausprobieren und ist noch keine feste Fachkraft. Außerdem kann man sein soziales Talent super nutzen, indem man mit seinem Umfeld ein super Jahr verbringt, seinen Patienten, den kleinen Kindern aus der Kita oder den Beschäftigten in der Behindertenwerkstatt ein Lächeln aufs Gesicht zaubert! Das ist für viele ein Freiwilligendienst! Das sollte man den Leuten nicht wegnehmen, zumal soziales Arbeiten ohnehin schon oft übersehen wird. Ist es nicht schade, wenn man den wohltätigen, arbeitsbegeisterten und hilfsbereiten Menschen wie uns, die Chance nimmt, dort zu helfen, wo wir gebraucht werden? Wenn nun Gelder gestrichen werden, wird es weniger Leute geben, die in Krankenhäusern oder Pflegeheimen ihre Hilfe anbieten können. Diese Unterstützung sollte mehr geschätzt werden. Kürzt uns nicht weg!“
Freiwilligendienste sind ein wunderbares Geschenk an die Gesellschaft und an sich selbst. Die Dienste sind sinnstiftend, erweitern den eigenen Horizont und stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Junge Menschen lernen konkrete Berufsfelder kennen und erproben die eigenen Fähigkeiten und Grenzen, lebensältere Menschen bringen wertvolle Erfahrungen ein. „Wenn uns die Förderung und Wertschätzung von freiwilligem Engagement wichtig ist, dann braucht es eine ausreichende und gesicherte Ausstattung und keine Kürzung“, fordert Dietrich Bauer, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Sachse. Die Trägergruppe der Evangelischen Freiwilligendienste, welcher auch die Diakonie Sachsen zugehörig ist, zählt jährlich Dienstantritte von ca. 13.600 Freiwilligen. Durch die Reduktion der Bundesmittel werden durchschnittlich 4.000 Menschen weniger die Chance bekommen, einen Freiwilligendienst zu leisten und die zusätzliche Unterstützung in den Pflegeheimen, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, Kindertagesstätten und vielen anderen Bereichen wird merklich fehlen.
„Die geplanten Einsparungen am Freiwilligendienst sind elementar. Während im Koalitionsvertrag die Stärkung der Freiwilligendienste festgeschrieben wurde, sehen wir uns nun mit bedrohlichen Kürzungen ab dem kommenden Jahr konfrontiert. Damit wird ein falsches Signal gesetzt! Die Dienste bringen Menschen einander näher, fördern das Verständnis füreinander, ermöglichen Einblicke in soziale oder pflegerische Berufe und unterstützen maßgeblich die hauptamtliche Arbeit in den Einsatzstellen. Die Nachricht über die Kürzungen fühlt sich für Freiwillige, Einsatzstellen und Träger wie ein Schlag ins Gesicht an und lassen uns mit einer großen Planungsunsicherheit und dem faden Beigeschmack der fehlenden Wertschätzung von Freiwilligenengagement zurück“, sagt Helen Wohlfahrt (Fachbereichsleiterin Freiwilliges Soziales Engagement).
Eine, durch Freiwillige selbst, ins Leben gerufene Petition unter dem Motto „Freiwilligendienste stärken“ fordert eine finanzielle Ausstattung und bessere Anerkennung von Freiwilligendiensten und Engagierten, welche viel Zuspruch findet. Neben Trägern und Einsatzstellen fordern sie eine nachhaltige und ausreichende Finanzierungsstrategie. Bis zur Bereinigungssitzung des Bundeshaushalts am 16.11.2023 bleibt also abzuwarten, wie sich die Zukunft der Freiwilligendienste in den kommenden Jahren gestalten wird.


Erfahrungen unserer Freiwilligen

„Durch das FSJ gewann ich neue Eindrücke in der Arbeitswelt und machte viele interessante Erfahrungen. Ich konnte ich meine Kompetenzen ausbauen, wie zum Beispiel mein Einfühlungsvermögen, meine Organisation oder meine Flexibilität. Ich kann mich jetzt selbst besser einschätzen.
Dominik, FSJ in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung

„ Was hat das FSJ mit mir gemacht? Kurzgesagt: sehr viel. Ich habe viele nette Menschen kennengelernt. Seien es Betreuer, Gruppenkameraden, Kollegen in der Einsatzstelle, mein Anleiter oder die Schüler, mit denen ich zu tun hatte. Außerdem hat es mein Vertrauen in Andere gestärkt. Ich bin ebenfalls sehr viel selbstständiger geworden. Sei es, dass ich mich besser selbst organisieren kann, mir neue Arbeitsfelder erschlossen oder gelernt habe, besser im Team zu arbeiten. Letztendlich hat das Jahr meinen Berufswunsch gefestigt und mir bei der Bewerbung für ebenjenen Beruf geholfen.” 
Marius, FSJ an einer Schule in Radebeul

“Komplett planlos bin ich nach der 10. vom Gymnasium runtergegangen und wusste nicht wohin geht meine Reise. Ich habe viel gelernt, aber auch viel erlebt und mitgefiebert. Beruflich habe ich meinen Weg gefunden, aber man lernt in diesem Jahr auch sich selbst viel besser kennen.”
Polina, FSJ in einer Kindertagesstätte in Moritzburg


Freiwilligendienste sind ein wunderbares Geschenk an die Gesellschaft und an sich selbst. Die Dienste sind sinnstiftend, erweitern den eigenen Horizont und stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Junge Menschen lernen konkrete Berufsfelder kennen und erproben die eigenen Fähigkeiten und Grenzen, lebensältere Menschen bringen wertvolle Erfahrungen ein. Wenn uns also die Förderung und Wertschätzung von freiwilligem Engagement wichtig ist, dann braucht es eine ausreichende und gesicherte Ausstattung und keine Kürzung!
Text: Helen Wohlfahrt
Fotos: Steffen Giersch, Annelie Brux