Diakonie Sachsen bemängelt Umsetzung der gesetzlichen Regelungen für Anbauvereinigungen
Ab dem 1. Juli können sogenannte Cannabis Social Clubs in Deutschland eine Anbaulizenz beantragen. Damit wird der gemeinschaftliche Eigenanbau und die kontrollierte Weitergabe von Cannabis ermöglicht. Das Konsumcannabisgesetz trifft in diesem Zusammenhang auch Regelungen zur Suchtprävention. Die Clubs müssen einen Präventionsbeauftragen benennen und ein Jugendschutzkonzept vorlegen. Entsprechende Angebote für die verpflichtende Schulung der Präventionsbeauftragten gibt es in Sachsen bisher nicht.
Die Landesdirektion ist die zuständige Behörde für Anbauvereinigungen im Freistaat. Auf ihrer Internetseite findet sich ein Verweis auf Leitfäden, die momentan auf Bundesebene entwickelt werden. Diese können anschließend von Seiten der Länder konkretisiert werden.
„Angesichts des hohen Suchtpotentials und der gesundheitlichen Risiken, die mit dem Konsum von Cannabis einhergehen, ist dieser Zustand nicht haltbar“, schlägt Sachsens Diakonie-Chef Dietrich Bauer Alarm. „Die gesetzlichen Vorgaben müssen zeitnah umgesetzt und etabliert sein, damit der Gesundheits- und Jugendschutz nicht ins Hintertreffen geraten.“
Die Zahlen aus den 24 Suchtberatungsstellen der Diakonie Sachsen belegen dies: 2023 suchten über 2.000 Menschen in Bezug auf Cannabis Rat. Nach Alkohol (6.410 Fälle) steht die Droge damit weiterhin auf Platz 2 der Beratungsanlässe, dicht gefolgt von Crystal Meth (1.680 Fälle). Insgesamt gab es 12.500 Beratungsfälle.
Im vergangenen Jahr veröffentlichte der christliche Wohlfahrtsverband eine Positionierung zur damals noch geplanten Legalisierung. „In unserer kritischen Haltung sehen wir uns bestätigt, da wir immer wieder auf die zentralen Punkte Jugendschutz und Prävention hingewiesen haben“, ergänzt Bauer.
Positiv bewertet die Diakonie Sachsen weiterhin den Effekt der Entkriminalisierung. „Damit ist für viele Menschen jedoch das Signal verbunden, Cannabis sei harmlos. Das ist es aber nicht. Cannabis ist eine psychoaktive Droge, die gerade für Gehirne von Heranwachsenden schlimme Folgen haben kann, z.B. Angststörungen und Psychosen“, gibt Marko Hietzke, Referentin für Suchtkrankenhilfe der Diakonie Sachsen, zu bedenken.