WENN FLÜGEL NACHWACHSEN ...
… und das Leben wiederkommt, dann hat die Osterbotschaft uns erreicht.
Ein diakonisches Wort zu Ostern 2021 von Christine Rösch
Gefühlt sind unsere Flügel ganz schön gestutzt worden in den letzten Monaten. Bedenken haben sich im Gefieder festgesetzt, dass sich vieles zum Schlechteren entwickeln könnte. Wie Pech und Schwefel hat die Hoffnungslosigkeit das Nest ungemütlich gemacht.
In einem Liedtext von Albrecht Gralle heißt es:
„Ich falle nicht tiefer, der Grund ist erreicht.
Der Sturz ist zu Ende, die Traurigkeit weicht.
Ein Schimmer von Freude, so zart wie der Tau.
Der nachtschwarze Himmel wird unmerklich grau.“
Ostern ist das Wagnis darauf zu vertrauen, dass das Grauen nicht ewig bestehen bleibt. Weil Jesus den Tod besiegt hat, ist die Hoffnung neu entzündet. Weltweit wird heute begrabene Hoffnung auferstehen.
Die ersten Menschen, die das leere Grab sahen, werden Augen gemacht haben. Es waren zwei Frauen. Wäre ich eine Malerin, würde ich die beiden mit weit geöffneten Augen malen. Eine Mischung aus Entsetzen und Erwartung. Ungläubig und voller Frömmigkeit zugleich. Große weit geöffnete Augen: Osteraugen. Augen, in denen sich das dunkle Grab und die hellen Funken der Lichtgestalt widerspiegeln. Eben waren sie noch zu Tode erschrocken. Entsetzt vom leeren Grab, enttäuscht stehen sie mit ihrem kostbaren Öl da. Und zugleich hören sie die Botschaft des Engels: Jesus ist auferstanden, er lebt!
Im Piemont gibt es einen alten Brauch. Wenn am Ostersonntag zum ersten Mal die Glocken läuten, geht’s zum Dorfbrunnen. Dort waschen sich die Menschen mit dem kühlen Brunnenwasser die Augen. Die missmutigen, ausweglosen, listigen und misstrauischen Blicke sollen weggewaschen werden. Osteraugen wollen sie bekommen. Augen, die einander mit Liebe und Wohlwollen wahrnehmen. Die auch wieder nach dem Abenteuer Leben Ausschau halten. Osterglitzern und Hoffnungsschimmer sieht man in den Blicken.
„Begrabene Hoffnung lebt auf und wird wach.
Wer hoffnungslos weinte, ist hungrig danach.
Und doch ist es mühsam, wie Gehen im Schnee.
Wenn Flügel nachwachsen, tun die Schultern weh.“
Lassen Sie sich von der Gegenwart des Auferstandenen berühren und mit leuchtenden Augen weitersagen, dass das Leben Gott-sei-Dank siegt. Der HERR ist auferstanden!