EIN FEIGLING WIRD ZUR FÜHRUNGSKRAFT ...
7. April 2020 ... ein diakonisches Wort zum Tag von Christine Rösch
Manchmal habe ich Angst zu versagen. Nicht wegen angebrannter Eierschecke oder so. Ich weiß, dass man Mut von mir erwartet und eine verantwortliche Entscheidung. Aber ich bin schon am Morgen matt. Nicht nur einfach müde, sondern ohne Kraft. Auch ängstlicher als sonst. Am liebsten gleich wieder Füße hoch und mich nicht mehr auf den Beinen halten müssen. Jetzt bloß nichts entscheiden und wieder aufrecht stehen müssen.
„Das muss doch aber auch mal sein.“, will ich mir zugestehen. Man kann nicht immer nur motivieren und trösten und verantwortlich sein. Und wenn mich jetzt jemand fragen würde, wieso ich mich so hängenlasse? Ich würde glatt stramm stehen, vor allem innerlich. Und bestimmt eine schnelle, fromme und auch noch standhafte Antwort finden.
Wie der Jünger Petrus. Er ist hundemüde, hängt durch, aber er reagiert sofort, als alle anderen erschrecken und es ihnen die Sprache verschlägt: Weil Jesus sagt: „Heute Nacht werdet ihr euch alle von mir abwenden.“ Unerhört, findet Petrus. So was kann er doch nicht sagen! „Und wenn alle sich von Dir abwenden, ich niemals...ich würde mit Dir sogar sterben“ hält er seinem Meister entgegen
Sie wissen, was nur wenig später passiert? Selbst der lautstarke Petrus kann sich innerlich nicht mehr auf den Beinen halten, wird feige, knickt ein. Ein Hahn kräht und er lügt und leugnet, dass er Jesus kennt...sogar dreimal hintereinander: Und weint dann bitterlich.
Der auferstandene Jesus macht ihm das nicht zum Vorwurf. Im Gegenteil: Aus diesem eingeknickten Petrus macht er eine Führungspersönlichkeit. Dem Versager überträgt er besondere Verantwortung. Nicht selten geschieht das. Die Bibel leistet sich eine ganze Reihe solcher müde gewordenen Kämpfer. Vielleicht weil jemand, der seine Müdigkeit und sein Stolpern erfährt, barmherzig und zugleich klar mit anderen umgehen kann. Und darauf vertraut, dass jeder und auch jede sich irren und wieder aufstehen kann.
In der Gewissheit der Auferstehung grüßt Sie
Ihre Christine Rösch