DU FEHLST! ...

... ein diakonisches Wort zu Himmelfahrt von Christine Rösch

Die Freunde Jesu hätten das Lied mitgesungen: „Du fehlst!“ …mit Herbert Grönemeyer oder Christina Stürmers “Du fehlst hier!“.

Jahr für Jahr zu Himmelfahrt denke ich daran, wie sehr Jesus gefehlt haben muss. Denen, die gerade noch mit ihm gegessen hatten, gelacht, geweint. Und wie sie ihn geliebt haben. ER sie aber auch.

Am Karfreitag hatten sie Jesus auf so tragische und grausame Weise verloren. Dann aber lebte er wieder. Und jetzt geht er erneut. Nur 40 Tage später. Er ist schon wieder anderswo? „Jesus, ich will Dich hierbehalten!“, hätte ich gesagt.

„Ja, ich habe es gehört: es geht nicht anders. Es muss sein. Es ist dir vorgegeben, ich weiß. Aber Du fehlst mir. Warum gehst Du gerade jetzt?“

Wie in einer Regieanweisung erläutert Jesus seinen Freunden, was sie sich nicht vorstellen können. Sie essen gerade noch zusammen.

„Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, von der ich schon sprach. Ihr werdet nicht mit Wasser, sondern mit dem Heilige Geist getauft. In wenigen Tagen schon. Und wenn ihr die Kraft des Heiligen Geistes erlebt, dann erzählt, was ihr als Glaubende gesehen und gehört habt. Zuerst in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und dann bis an die Grenzen der Erde.“

Nachdem Jesus das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben. Eine Wolke hüllte ihn ein, und sie sahen ihn nicht mehr. So beschreibt es die Bibel. Auf und davon. Vielleicht ist es die Nüchternheit des erzählten Vorgangs. Aber wo sollte Jesus denn auch hin, wenn man ihn nicht mehr sehen wird? In den Himmel! Das ist dem alten Weltbild entsprechend folgerichtig. Natürlich auch in eine Wolke gehüllt. Wolken und Himmel hatten immer eine besondere Bedeutung.

Ich stell mir eher einen Jesus vor, der eben noch bei uns ist, sich dann umdreht und geht. Wohin weiß ich nicht. Also bleiben mir nur die letzten Worte: Ihr werdet nicht allein gelassen sein. Ihr werdet den Heiligen Geist bekommen. Bald schon, an Pfingsten, wird dann das Ereignis berichtet. Mit der Aufforderung Jesu das Evangelium in aller Welt zu verkündigen, werden aus den Schülern Lehrer. Da traut er seinen Freunden von damals und heute richtig was zu. Aber für jetzt höre ich. „Lauf nicht davon. Bleib, wo Du bist. Warte auf die Verheißung.“

Das fällt so schwer. Ich will auch anderswo sein, war lange genug mit Warten beschäftigt. Und dabei gehen die Verheißungen schon mal verloren. Man erinnert sich nicht mehr, wenn sie ausbleiben. Oder blieben sie gar nicht aus? Gott sagt: Ich bin, der ich bin. Unwandelbar. Und ich stehe bedingungslos zu Dir. Deshalb kannst Du jede Zwischenzeit durchstehen. Bald schon wird Dich ein neuer Geist erfüllen. Und dann werden wir mit strahlenden Augen einander erzählen, wie Gott uns bewahrt, geführt und inspiriert hat.

Ein gesegnetes Himmelfahrtsfest wünscht Christine Rösch