Pressemitteilungen vom 11.09.2024

Die Not steigt: Erneut mehr Menschen von Wohnungslosigkeit betroffen

Diakonie Sachsen veröffentlicht Statistik der diakonischen Wohnungsnotfallhilfe

Im April 2024 hat die Bundesregierung den „Nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit“ verabschiedet. Ziel ist die Überwindung von Wohnungslosigkeit bis zum Jahr 2030. „Die Absichtserklärung, aktiv zu werden, ist positiv. Allerdings sind die benannten Maßnahmen zu unkonkret und ohne finanzielle Mittel unterlegt. Wenn nicht zeitnah eine Anpassung erfolgt, ist dieses Ziel unerreichbar“, kommentiert Dietrich Bauer, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Sachsen. Die heute vorgelegten Zahlen der Wohnungsnotfallhilfe des evangelischen Wohlfahrtsverbandes unterstreichen dies: Die Not steigt, immer mehr Menschen sind von Wohnungslosigkeit bedroht oder von ihr betroffen. Im Berichtsjahr 2023 erhielten 3.601 Menschen Unterstützung in den diakonischen Beratungsstellen. 2022 waren es noch rund 500 Fälle weniger.

56 Prozent der Klientinnen und Klienten waren wohnungslos, also ohne ein vertraglich geregeltes Mietverhältnis. „Auch wenn ein Großteil der wohnungslosen Menschen oft vorübergehend Aufnahme bei Bekannten oder Freunden findet, sind diese Zahlen erschreckend. Sorge bereitet uns besonders der gestiegene Anteil von Familien mit Kindern in unseren Beratungsstellen“, so Rotraud Kießling, Referentin für Wohnungsnotfallhilfe der Diakonie Sachsen. Waren es 2022 noch 99 Fälle, lag die Zahl im vergangenen Jahr bereits bei 184. Ein Problem ist der immense Mangel an bezahlbarem Wohnraum für einkommensarme Menschen. Der Neubau von Sozialwohnungen stagniert und der Bestand hat sich drastisch verringert.

Um angesichts der Zahlen, das von der Bundesregierung ausgegebene Ziel zu erreichen, stellt die Diakonie Sachsen klare Forderungen an die Politik. „Oberstes Ziel muss es sein, den Verlust der Wohnung zu verhindern. Der Ausbau und die Stärkung der Beratungsstellen und weiterer vorbeugender Maßnahmen in Sachsen sind dafür unerlässlich“, sagt Kießling. Entscheidend wäre es zudem, Menschen einen leichten Zugang zu sozialen Leistungen zu ermöglichen. „Insbesondere die hohe Bürokratisierung erschwert es den Betroffenen, ihre Situation nachhaltig zu verändern.“

Um Wohnungsnot in den Regionen wirkungsvoll zu bekämpfen, braucht es aus Sicht der Diakonie Sachsen ein abgestimmtes Vorgehen aller regionalen Akteure und entsprechende Konzepte. „Als Diakonie ist es unsere Aufgabe, Menschen, die hilfe- und unterstützungsbedürftig sind, mit Beratung und Begleitung zur Seite zu stehen. Um Wohnungslosigkeit zu überwinden, brauchen wir die Politik an unserer Seite. Nur wenn wir gemeinsam an diesem Ziel arbeiten, ist es erreichbar“, ruft Bauer zum Handeln auf.

Den vollständigen Bericht der Wohnungsnotfallhilfe finden Sie hier. Ein kurzes Factsheet steht ebenfalls als Download zur Verfügung.

Weitere Informationen: Rotraud Kießling, Referentin Schuldnerberatung, Straffälligenhilfe, Wohnungsnotfallhilfe, Tel. 0351 83 15 178, rotraud.kiessling@diakonie-sachsen.de

Die Diakonie ist der soziale Dienst der evangelischen Kirche. In Sachsen sind mehr als 25.300 hauptamtliche Mitarbeitende in rund 1.950 ambulanten und stationären Diensten der Diakonie wie Pflegeheimen und Sozialstationen, Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, Beratungsstellen und Kindertagesstätten beschäftigt. Die Geschäftsstelle der Diakonie Sachsen mit Sitz in Radebeul vertritt die Interessen ihrer 256 Mitglieder und sorgt für eine Weiterentwicklung evangelischer Sozialarbeit.