Überschuldung ist kein Einzelschicksal, sondern ein gesellschaftliches Problem. Die Diakonie Sachsen nimmt die bundesweite Aktionswoche der Schuldnerberatung vom 2. bis 6. Juni zum Anlass, ihren aktuellen Bericht der 19 Schuldnerberatungsstellen vorzulegen. Die Aktionswoche steht in diesem Jahr unter dem Motto „Beste Investition – Finanzbildung“ und macht auf die zentrale Bedeutung finanzieller Bildung aufmerksam.
Mehr Beratungsfälle – wachsender Bedarf
„In Sachsen sehen wir einen dringenden Bedarf an finanzieller Bildung, um Überschuldung präventiv zu begegnen. Unsere Beratungsstellen bieten nicht nur Hilfe in finanzieller Not, sondern auch vorbeugende Bildungsangebote“, erklärt Rotraud Kießling, Referentin für Schuldnerberatung der Diakonie Sachsen.
Der aktuelle Bericht des diakonischen Wohlfahrtverbandes weist für das Jahr 2024 einen erneuten Anstieg der Beratungsfälle auf 3.634 aus (2023: 3.480). Besonders betroffen sind junge Erwachsene zwischen 25 und 45 Jahren, die mehr als die Hälfte der Ratsuchenden ausmachen. Diese Altersgruppe ist besonders anfällig für finanzielle Schwierigkeiten, obwohl sie einen Großteil der erwerbsfähigen Bevölkerung in Sachsen darstellt. Mit einem Anteil von 38 Prozent bilden Angestellte und Selbstständige die größte Gruppe unter den Ratsuchenden. Dies zeigt deutlich: Auch Menschen mit Einkommen geraten in prekäre finanzielle Lagen.
Investitionen in Beratung zahlen sich aus
„Jeder Euro, der in die Schuldnerberatung investiert wird, bringt einen gesellschaftlichen Mehrwert und entlastet langfristig die öffentlichen Kassen“, betont Dietrich Bauer, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Sachsen. Die Diakonie fordert eine Verdoppelung der personellen Kapazitäten in den Beratungsstellen und eine einheitliche statistische Erfassung aller Überschuldungsfälle im Freistaat. „Nur so können wir gezielte Maßnahmen ableiten und die Qualität der Beratung nachhaltig sichern“, ergänzt Kießling.
Finanzbildung früh verankern – Generationenarmut verhindern
Die Statistik der diakonischen Schuldnerberatungsstellen zeigt außerdem: 32 Prozent der Ratsuchenden sind Familien mit Kindern. Das unterstreicht die Notwendigkeit, finanzielle Bildung bereits in jungen Jahren zu fördern. „Finanzielle Allgemeinbildung muss ein fester Bestandteil des sächsischen Lehrplans werden, um junge Menschen frühzeitig zu stärken“, fordert Bauer. „Das ist entscheidend, um zu verhindern, dass Überschuldung und die daraus resultierende Armut an die nächste Generation weitervererbt wird.“
Zum Bericht: Lebenslagenerhebung_Bericht_2025
Pressemitteilungen vom
02.06.2025