19.09.2022
Diakonie Sachsen fordert eine am Kind orientierte Bildungspolitik
Chancengerechtigkeit ist ein Kinderrecht und beginnt bereits in der Kita
Chancengerechtigkeit ist ein Kinderrecht und beginnt bereits in der Kita
Kinder sind Menschen mit eigenen Bedürfnissen und Interessen, die Beachtung und Schutz verdienen. Bereits im Jahr 1989 wurden ihre Rechte in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen festgeschrieben. Dennoch stellte der UN-Kinderrechtsauschuss wiederholt fest, dass die Kinderrechte auch in Deutschland nicht ausreichend umgesetzt werden. Der Weltkindertag am morgigen 20. September stellt die Kinderrechte in den Fokus.
„Insbesondere während der Pandemie wurde die Beteiligung und Teilhabe von Kindern stark eingeschränkt oder sogar unterbunden. Hygienevorgaben und Schutzverordnungen setzten einen rigiden Rahmen, der nicht nur den Bewegungsradius der Kinder bestimmte. Bildung und Erziehung traten in den Hintergrund, Betreuung hatte oberste Priorität. Teilweise durften nur Berufstätige aus bestimmten Berufsgruppen ihre Kinder in die Kita geben. Eine Zerreißprobe für viele Familien“, stellt Diakonie-Chef Dietrich Bauer fest.
„Seit dem Frühjahr hat der russische Angriffskrieg in der Ukraine starken Einfluss auf den Kita-Alltag. Die Betreuung der traumatisierten Kinder und ihrer Angehörigen verlangt hohe Unterstützung und viel Zeit zur Orientierung und zum Ankommen. Die Hilfsbereitschaft ist ungebrochen, dennoch ist das Kita-System an seiner Belastungsgrenze.“, warnt Inga Blickwede, zuständige Referentin für Kindertagesstätten der Diakonie Sachsen.
Auch die steigende Inflation, die Energiekrise und Klimakatastrophe verunsichern viele Erwachsene. „Die Auswirkungen sind längst in der Lebenswelt der Kinder angekommen. Die Kosten für Energie und Nahrungsmittel steigen. Die Mittagessenversorgung ist für einige Familien finanziell kaum noch zu stemmen. Infolgedessen werden Bildungsteilhabe und Chancen eingeschränkt, das Armutsrisiko steigt weiter. Kinder werden die Folgen wieder hinnehmen müssen. Auch wenn sie rebellieren, laut oder leise, manchmal auch unbemerkt – müssen sie sich doch am Ende anpassen. Was fehlt, ist eine Bildungspolitik, die das Kind in den Mittelpunkt stellt. Der Rahmen muss für die Kinder passen, nicht umgekehrt“, warnt Bauer.
Damit Kinder Chancengerechtigkeit erfahren, braucht es pädagogische Fachkräfte, die ethisch begründet handeln und eine vertrauensvolle pädagogische Beziehung aufbauen können. Eine wesentliche Rahmenbedingung dafür ist genügend Zeit.
Aktuell wird der Doppelhaushalt im Freistaat Sachsen diskutiert. Die LIGA der Freien Wohlfahrtsverbände fordert die Berücksichtigung und Anerkennung von Fehlzeiten in der frühkindlichen Bildung. „Auch, wenn im aktuellen sächsischen Koalitionsvertrag das Vorhaben formuliert ist, Fehlzeiten schrittweise in die Berechnung des Personalschlüssels mit einzubeziehen, ist zu befürchten, dass dafür zu wenig Geld im Doppelhaushalt zur Verfügung steht. Eine Berücksichtigung der Ausfallzeiten im frühkindlichen Bildungsbereich ist ein notwendiger und unerlässlicher Schritt, dem noch weitere folgen müssen“, fordert Blickwede mit Nachdruck.
Weitere Informationen: Inga Blickwede, Telefon 0351 83 15 182, E-Mail inga.blickwede(at)diakonie-sachsen.de