22.07.2020
Kinderarmut – ein Dauerskandal mit ausbleibenden Konsequenzen!
Wie viele Studien eigentlich noch?
„Die Diakonie Sachsen hat bereits zu Beginn der Corona-Krise davor gewarnt, dass sich die Situation armer Kinder noch einmal dramatisch verschärfen wird und an die Politik appelliert, hier mit unbürokratischen Soforthilfen dagegen zu steuern und langfristig mit einer einheitlichen Kindergrundsicherung das schändliche Dauerproblem Kinderarmut im reichen Deutschland zu beenden. Jetzt ist dieser Befund mit der Analyse der Bertelsmann Stiftung quasi amtlich. Aber ich frage mich, wie viele Studien mit dem gleichen Erkenntnissen eigentlich noch vorgelegt werden müssen, damit hier endlich wirksam entgegengesteuert wird!“ Diakonie-Chef Dietrich Bauer sagt: „Mindestens einmal jedes Jahr wird der gleiche Befund erhoben: Jedes fünfte Kind wächst dauerhaft in Armut auf und hat dadurch nicht annähernd gleiche Lebens- und Bildungsperspektiven wie Kinder aus nichtarmen Familien. So haben z.B. ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen im Grundsicherungsbezug keinen internetfähigen PC im Haushalt, Kino, Taschengeld, Sport, Musik, eine Einladung zum Kindergeburtstag, ausreichende schulische Ausstattung, gesunde Ernährung ja sogar angemessene Winterkleidung uvm. – es fehlt an allen Ecken und Enden. Und Corona verschärft diese Probleme weiter. Doch die jetzt vorgelegten Vorstellungen zu einer neuen Regelbedarfsermittlung halten hartnäckig am Konzept der Bedarfsunterdeckung fest!“
So werde das Problem „Kinderarmut“ nur weiter fortgeschrieben. „Es wird jedoch höchste Zeit, die von der Diakonie seit vielen Jahren erhobene Forderung, eine einheitliche finanzielle Kinder-Grundförderung einzuführen, die das Existenzminimum aller Kinder abdeckt, endlich zu erfüllen. Das Nebeneinander aus Kindergeld, Kinderfreibetrag, Kinderzuschlag, Kinderregelsätzen und Pauschalen des Bildungs- und Teilhabepakets ist kompliziert, teilweise undurchschaubar und in der Summe ungerecht!“
Diakonie-Chef Dietrich Bauer ist den Autorinnen der Bertelsmann-Studie „Kinderarmut: Eine unbearbeitete Großbaustelle“ dennoch dankbar: „Arme Kinder haben arme Eltern und stehen unter dem Generalverdacht, dass mehr Geld den Kindern nicht zugute käme. Dass das nicht stimmt, wissen wir. Und diese Studie zeigt es: Auch arme Eltern versuchen, ihren Kindern mehr zu ermöglichen als sich selbst!“
Der Diakonie-Chef ist überzeugt: „Alle Kinder haben ein Recht auf gutes Aufwachsen und faire Bildungs- und Teilhabechancen – unabhängig von ihrer sozialen, ökonomischen und kulturell-ethnischen Herkunft. Und hier stehen Gesellschaft und Staat in der Verantwortung – schon aus einem wohlverstandenen Eigeninteresse heraus!“
Die Stellungnahme der Diakonie Deutschland zum Gesetzentwurf zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur Änderung des Zwölften Buches Sozialgesetzbuch sowie des Asylbewerberleistungsgesetzes vom 22. Juli 2020 finden Sie hier: