15.05.2020
Fragwürdige Regelungen für Kinder und Jugendliche mit Behinderung
Familien mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung dürfen nicht zu Corona-Verlierern werden!
„Kinder und Jugendliche mit Behinderung dürfen nicht zu Verlierern der Corona-Pandemie werden. Wir sehen es mit großer Sorge, dass bei allen Diskussionen eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen immer wieder ganz vergessen oder benachteiligt bleibt: Es sind die Kinder und Jugendlichen mit Behinderungen und ihre Familien!“
Dorothee Wiedmann, zuständige Bildungsreferentin bei der Diakonie Sachsen, nennt als Beispiel die seit Wochen in vielen Landkreisen ersatzlos ausgefallene Frühförderung für Kinder mit Behinderung – „obwohl wir wissen, wie eng manche Zeitfenster in der kindlichen Gehirn-Entwicklung sind. Zweimonatige Pausen haben gerade bei kleinen Kindern mit Behinderung fatale Konsequenzen und vieles ist nicht oder nur sehr schwer aufzuholen!“
„Und bei den jetzt anstehenden Entscheidungen über die Wiederöffnung von Schulen aller Art ist es wieder so: Kinder an G-Schulen der Klassenstufen 4 bis 9 dürfen erst zwei Wochen später als alle anderen, nämlich ab 2. Juni 2020, in die Schule gehen. Eine Notbetreuung für diese Kinder systemrelevant arbeitender Eltern findet nicht mehr statt. Wo sollen Eltern in den nächsten zwei Wochen mit ihren Kindern hin?“
Weiter gehe es mit dem Fahrdienst: „Die Kinder müssen alle streng getrennt in Gruppen betreut werden, damit Infektionsketten klein bleiben. Doch diese Vorsicht endet, wenn die Schüler*innen das Gelände verlassen: Dann werden sie bunt gemischt in den Bussen des Fahrdienstes nach Hause gefahren!“
Viele Verordnungen und Verfügungen gingen bei Lichte betrachtet an der Lebenswirklichkeit in Schulen und Kitas vorbei – besonders gelte das aber für Kinder mit Behinderungen und ihre Familien. Im übrigen habe es keine Allgemeinverfügung für die Eingliederungshilfe gegeben. Es würden immer nur Regelungen angehängt – „die meisten erst nach entsprechender Intervention von seiten der Diakonie oder der Liga“, so Wiedmanns Fazit.