01.07.2020

Angebote der Kinder- und Jugendhilfe: Weg mit dem Rotstift!

Zitat Diakonie-Chef Dietrich Bauer:  „Freiwillige Leistungen sind eben keine freiwilligen Leistungen, sondern absolut notwendige für die Zukunft unserer Kinder und ihrer Familien. Sie haben nicht mal ein bedeutendes Finanzvolumen in den kommunalen Haushalten. Aber sie entscheiden darüber, wie es Kinder, Jugendlichen und ihren Familien vor Ort geht und wie sich das gesellschaftliche Klima anfühlt. Da geht es um vergleichsweise wenig Geld, aber gesellschaftlich gesehen um das Ganze:  Den sozialen Frieden. Beispielsweise: Gibt es in den Sommerferien Ferienangebote für Kinder aus benachteiligten Familien, gibt es gute Beratungsmöglichkeiten bei Konflikten in der Familie, bei drohendem Wohnungsverlust, gibt es Unterstützung in Krisen oder gibt es sie nicht? Es kann uns als Gesellschaft nicht egal sein, wenn sich die soziale Spaltung noch weiter vertieft und Lebens-  und Bildungschancen so ungleich verteilt sind!“

Sie haben Handzettel mit Notfallnummern in die Briefkästen geworfen, sie haben die unterschiedlichsten Online-Angebote gegen die Langeweile gemacht, sie haben Videobotschaften an „ihre“  Kinder und Jugendlichen gesandt, sie auf Straßen und Plätzen getroffen, sie haben Elternbriefe geschrieben, sie haben Telefongespräche mit verzweifelten Eltern und Kindern geführt und auf vielerlei Wegen versucht, Kontakt zu halten,  um gerade auch in der Krise verlässlich und erreichbar da zu sein - zur Not über Parkbank-, Fenster- und Straßengespräche.

„Dennoch war und ist die Corona-Krise für Kinder, Jugendliche und ihre Familien ein harter Einschnitt in ihre Lebenswelt: Vertraute Strukturen, wichtige Vertrauenspersonen und Ansprechpartner*innen für alle Sorgen und Probleme, Freunde Freizeitangebote, vertraute Orte – alles war von einem Tag auf den anderen einfach weg. Kinder aus benachteiligten Haushalten sind noch ungleich schwerer betroffen. Viele Familien waren auf diese Situation nicht vorbereitet und viele sind in existenzielle Krisen geraten. Die Fachkräfte der Jugendsozialarbeit haben über Nacht umgeschaltet und alles unternommen, um dennoch da zu sein. Die Häuser waren zu, aber nicht geschlossen. So waren und sind die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter auch bei der Bewältigung der Pandemie und ihren Folgen unerlässliche Begleiter für Eltern und Kinder. Sie haben eine Schlüsselrolle, die überhaupt nicht ausreichend gesehen wird, weil die Erfolge und Ergebnisse ihrer Arbeit zwar nicht messbar, aber für die Betroffenen wie für das gesellschaftliche Gleichgewicht unverzichtbar sind. Niemand hat beispielsweise gezählt, wie viele Gefährdungen des Kindeswohls in der Krise dadurch vermieden werden konnten“, sagt Kathleen Jevlasch, Referentin für Kinder- und Jugendhilfe bei der Diakonie Sachsen.  „Wir sagen: Die Leistungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit und die der Familienzentren sind nur dem Gesetzesbuchstaben nach „freiwillige Leistungen“ -  in Wirklichkeit sind sie unerlässlich!“

Die Diakonie Sachsen mahnt daher angesichts der drohenden Finanznöte:

„Es kommt jetzt darauf an, dass der Freistaat Sachsen die vom Bund bereitgestellten Mittel für die Kompensation der Gewerbesteuerausfälle mit Landesmitteln ausreichend ergänzt, damit die Kommunen und Landkreise auch in den kommenden Jahren weiterhin ihren sozialen Verpflichtungen nachkommen können. Freiwillige Leistungen sind eben keine freiwilligen Leistungen, sondern absolut notwendige für die Zukunft unserer Kinder und ihrer Familien. Sie haben nicht mal ein bedeutendes Finanzvolumen in den kommunalen Haushalten. Aber sie entscheiden darüber, wie es Kinder, Jugendlichen und ihren Familien vor Ort geht und wie sich das gesellschaftliche Klima anfühlt!“ Dietrich Bauer, Chef der Diakonie Sachsen warnt daher eindringlich davor, in den anstehenden Haushaltsberatungen für das Jahr 2021 den Rotstift bei den freiwilligen Leistungen in der Kinder- und Jugendhilfe anzusetzen: „Da geht es um vergleichsweise wenig Geld, aber gesellschaftlich gesehen um das Ganze:  Den sozialen Frieden. Beispielsweise: Gibt es in den Sommerferien Ferienangebote für Kinder aus benachteiligten Familien, gibt es gute Beratungsmöglichkeiten bei Konflikten in der Familie, bei drohendem Wohnungsverlust, gibt es Unterstützung in Krisen oder gibt es sie nicht? Es kann uns als Gesellschaft nicht egal sein, wenn sich die soziale Spaltung noch weiter vertieft und Lebens-  und Bildungschancen so ungleich verteilt sind!“