03.01.2019
MenschenWürde - leben und wohnen.
Niedrigschwellige Beratung für Menschen in Wohnungsnot in Sachsen
„Wohnungslosigkeit kann jeden betreffen: Durch alle Schichten und über alle Altersklassen hinweg!“ Das ist die Erfahrung von Rotraud Kießling, Referentin für Wohnungsnotfallhilfe bei der Diakonie Sachsen. „Krankheit, Behinderung, Altersarmut, Sanktionen des Job-Centers beim Regelsatz, keine ausreichenden Kosten der Unterkunft können schnell zu Mietschulden führen und damit zum Wohnungsverlust. Kommen dann womöglich noch Drogen- oder Alkoholprobleme hinzu, dreht sich die Abwärtsspirale noch schneller. Und ist die Wohnung erst einmal weg und der Mensch auf der Straße gelandet, ist es für die Betroffenen schwer, ohne Unterstützung und Beratung wieder festen Fuß zu fassen.“ Zumal bezahlbarer Wohnraum immer mehr zur Mangelware wird.
Rotraud Kießling ist deshalb sehr dankbar, dass die Diakonie Sachsen nach dem Ende des erfolgreichen EHAP Projektes „Mensch – komm mit!“ der Jahre 2016 bis 2018 nahtlos mit dem EHAP-Projekt II „MenschenWürde – leben und wohnen.“ vom 1. Januar 2019 bis 31. Dezember 2020 anschließen kann. EHAP ist ein „Europäischer Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen". Es geht um den persönlichen Zugang zu Hilfe und Grundsicherungsmöglichkeiten, damit Integration gelingen kann. Diesmal sind neben wohnungslosen Menschen als besondere Zielgruppen dieser Hilfe Frauen und benachteiligte neuzugewanderte Unionsbürgerinnen und –bürger benannt. „Frauen und aus anderen EU-Ländern Zugewanderte sind besonders verletzliche Bevölkerungsgruppen. Das wissen wir auch aus unserem alljährlichen Lebenslagenbericht wohnungsloser oder von Wohnungsnot betroffener Menschen“, sagt Kießling.
Die Projektträger der Diakonie sollen in Kooperationen mit Kommunen und einem Netzwerk an Hilfen diesen stark ausgegrenzten Gruppen mehr soziale Teilhabe eröffnen. So suchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der EHAP-geförderten Einrichtungen hilfebedürftige Menschen beispielsweise auf öffentlichen Plätzen oder in prekären Wohnverhältnissen auf und versuchen, sie an bestehende hilfegebende Beratungsstellen weiter zu vermitteln - beziehungsweise sie direkt dorthin zu begleiten. Für diese persönliche Beratung und individuelle Hilfe gibt es einen immer größer werdenden Bedarf. Da sie nicht an formale Hürden (keine Anträge oder ähnliches) gebunden ist, kann der Kontakt und das Gespräch im Mittelpunkt stehen. Ist erst einmal Vertrauen aufgebaut, können die Angebote der Wohnungsnotfallhilfe greifen. Es werden daher keine neuen Strukturen geschaffen, sondern EHAP ergänzt bestehende Hilfestrukturen und verstärkt sie in ihrer Wirksamkeit. EHAP-Projekte haben somit eine Brückenfunktion zwischen den Zielgruppen und bestehenden Angeboten des regulären Hilfesystems. So ist beispielweise die Arbeit der Streetworker eingebunden in die Arbeit eines Treffs für wohnungslose Menschen, wo es neben einem Mittagessen, der Möglichkeit zu waschen und vieles mehr, eine Beratungsstelle und die Vermittlung an andere Netzwerkhilfen gibt.
„Es gibt viele Menschen in Wohnungsnot – und keineswegs nur an den bekannten Plätze an denen sich bestimmte Gruppen aufhalten. Aber aus Scham ziehen sich viele zurück und sind unsichtbar. Sobald wir davon wissen, wird Hilfe möglich“, sagt Rotraud Kießling.
Hintergrundinformationen zum EHAP II-Projekt in Sachsen:
Das Projekt „MenschenWÜRDE – leben und wohnen. Niedrigschwellige Beratung für Menschen in Wohnungsnot in Sachsen“ wurde am 1. Januar 2019 gestartet und läuft zunächst bis 31. Dezember 2020. Zentral verwaltet und koordiniert wird es von der Diakonie Sachsen. Dabei handelt es sich um einen Projektverbund mit 5 Teilprojekten, die alle eine Kooperationsvereinbarung mit dem öffentlichen örtlichen Träger haben. Die Finanzierung: 85 % EHAP, 10 % BMAS, 5 % Eigenmittel. Der Nachweis der Wirksamkeit dieser aufsuchenden professionellen Sozialarbeit wird über Fragebögen geführt.
Die fünf Teilprojekte:
1. Diakonie Annaberg-Stollberg, Projekt in Aue, wnh-aue.diakonie-erz(at)evlks.de
2. Stadtmission Chemnitz, wlh.ehap(at)stadtmission-chemnitz.de
3. Diakonie-Stadtmission Dresden, susanne.zimmermann(at)diakonie-dresden.de, paul.petzold(at)diakonie-dresden.de, sylvia.albert(at)diakonie-dresden.de
5. Diakonie-Stadtmission Plauen, projekt1(at)diakonie-plauen.de
6. Diakonie-Stadtmission Zwickau, katrin.wolf(at)stadtmission-zwickau.de
Weitere Informationen: Rotraud Kießling, Tel.: 0351/8315-178, rotraud.kiessling(at)diakonie-sachsen.de
Den Lebenslagenbericht der Wohnungsnotfallhilfe 2018 der Diakonie Sachsen gibt weitere Informationen.