09.09.2019
Die App der TelefonSeelsorge kommt
Der Erste Hilfe-Koffer für die Hosentasche
„Krisen-Kompass“ wird am 10. September, dem Welttag der Suizidprävention, vorgestellt
„…Ich bin erst 22, habe große Geldprobleme, eine sehr schwierige Familie und eine Essstörung, und ich bin jetzt einfach mal ehrlich, weil ich es sonst niemanden sagen kann: Ich denke sehr oft darüber nach, einfach vor den Zug zu springen und habe es nur nicht gemacht, weil ich mich zu sehr verantwortlich für meine Familie fühle. Mein Leben ist sinnfrei…“
So schreibt Anna im TelefonSeelsorge-Chat. Und sie ist damit nicht allein. Fast in jedem dritten Chat äußern junge Menschen den Wunsch zu sterben. Die Suizidrate bei jungen Leuten steigt: Durchschnittlich nehmen sich jährlich sechshundert unter 25 das Leben - nach dem Verkehrstod die zweithäufigste Todesursache in Deutschland.
Die TelefonSeelsorge, der in unserer Gesellschaft bei diesem Thema eine seismografische Funktion zugesprochen wird, reagiert darauf mit einer neuartigen App, dem sogenannten „Krisen-Kompass“. Am 10. September, dem Welttag der Suizidprävention, wird der Prototyp der neuen Krisen-Kompass App erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
„Die App ist gedacht für Menschen mit Suizidgedanken, aber auch für Menschen, die andere mit Suizidabsichten kennen, aber auch für Menschen, die in ihrem Umfeld jemanden durch Suizid verloren haben und sich dabei häufig allein gelassen fühlen“, sagt Tilmann Beyer, zuständiger Referent bei der Diakonie Sachsen.
Nach dem Runterladen steht der neue, kostenlose Krisen-Kompass sofort und ohne Wartezeit auf jedem Smartphone zur Verfügung. Die App ist einfach und übersichtlich gestaltet. Und sie ist als Unterstützung gedacht, wenn man sich nicht traut oder sich schämt, über sein Problem zu reden, oder wenn man einfach nur hilflos oder sprachlos ist, oder auch weil vielleicht gerade die Leitungen der Krisenhilfen besetzt sind.
Der Krisen-Kompass ist so etwas wie ein seelischer Erster-Hilfe-Koffer für die Hosentasche. Man kann sich informieren, Fragen beantworten, Stimmungen messen, Ressourcen und Kraft- und Hilfsquellen anzapfen, und man kann sich sein eigenes Profil darin anlegen, das einen über den Tag und vor allem über akute Krisenmomente hinweghilft.
Dank einer bundesweiten Sponsoring-Aktion konnten innerhalb von sechs Monaten die Kosten für die App größtenteils gesammelt werden. Privatpersonen, Stiftungen, Firmen, Charity-Clubs und lokale soziale und kirchliche Einrichtungen spendeten zur Entwicklung.
Unter www.krisen-kompass.app/prototyp gibt es einen Eindruck der Leistungsmerkmale der App, die bis Ende des Jahres endgültig fertiggestellt sein und in den App-Stores zur Verfügung stehen soll.
Der Gründer der TelefonSeelsorge in den 50er Jahren, Chad Varah aus London annoncierte damals in der Zeitung: „Before you commit suicide ring me up“. Am Weltsuizidtag 2019 können wir mit dem Krisen-Kompass die Botschaft senden: „Before you commit suicide load me down! (Bevor du dich umbringen willst, lade mich lieber runter!“
Die TelefonSeelsorge ist ein Beratungs- und Seelsorgeangebot der evangelischen und katholischen Kirche. Die Diakonie Sachsen bietet Telefonseelsorge-Angebote über ihre Mitglieder in Auerbach, Bautzen, Chemnitz, Dresden, Leipzig und Zwickau an. Wir sind sehr dankbar für die dort geleistete Arbeit.
Krisen-Kompass - Die Suizidpräventions-App der TelefonSeelsorge
Spenden für den Krisenkompass sind willkommen unter:
Förderverein der ökumenischen Telefonseelsorge Hagen e.V.
Bankverbindung für Kirche und Caritas
IBAN: DE79 4726 0307 0011 9300 00
BIC: GENODEM1BKC
Stichwort „Krisen-Kompass“
Anerkennung der Gemeinnützigkeit / Mildtätigkeit: Freistellungsbescheid des Finanzamt Hagen St-Nr. 321/5737/1038