Diakonie Sachsen fordert bessere finanzielle Allgemeinbildung
Bericht der diakonischen Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung 2024 untermauert Forderung mit Zahlen
Unter dem Motto „Buy now – Inkasso später“ findet vom 10. bis 14. Juni die bundesweite Aktionswoche Schuldnerberatung statt. Für die Diakonie Sachsen Anlass, ihren jährlichen Bericht der sozialen Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung zu veröffentlichen und insbesondere auf die Überschuldung von jungen Menschen hinzuweisen.
Ein Risiko rückt auch die Aktionswoche in den Fokus: „Buy Now, Pay Later“-Angebote. „Besonders junge Menschen bestellen häufig im Internet und nutzen Anbieter, die mit einer späteren Bezahlung locken. Wer dann den Überblick verliert, gerät schnell in die Schuldenfalle“, erklärt Rotraud Kießling, zuständige Referentin bei der Diakonie Sachsen.
In den sachsenweit 19 diakonischen Schuldnerberatungsstellen erhalten die Betroffenen konkrete Hilfen, zum Beispiel im Fall einer Privatinsolvenz. Damit es nicht dazu kommt, ist die finanzielle und wirtschaftliche Bildung von Kindern und Jugendlichen ein wichtiges Angebot der Beratungsstellen. „In einer Welt, in der Konsum für viele Menschen ein zentrales Thema ist, muss der Umgang mit Geld, Handy und Internet von klein auf gelernt werden“, sagt Kießling.
Junge Erwachsene bis 25 Jahre waren in den Beratungsstellen im Jahr 2023 mit einem Anteil von zehn Prozent vertreten. Mehr als die Hälfte der Beratenen waren zwischen 25 und 45 Jahr alt, obwohl diese Altersgruppe in der sächsischen Bevölkerung nur ein reichliches Viertel ausmacht.
„Unsere Angebote der wirtschaftlichen und finanziellen Bildung sind wichtig, aber längst nicht ausreichend. Mithilfe von sachsenweiten Spendensammlungen versuchen wir diese zu unterstützen. Für einen Ausbau und die langfristige Absicherung der Bildungsangebote benötigen die diakonischen Schuldnerberatungsstellen allerdings eine stabile Förderung seitens des Freistaats und der Kommunen. Eine gute finanzielle Allgemeinbildung bietet aktiven Schutz vor Überschuldung“, so Sachsens Diakonie-Chef Dietrich Bauer.
Die Zahl der Beratungsfälle blieb laut Bericht mit rund 3.500 gegenüber dem Vorjahr konstant. Der Anteil der Familien, Alleinerziehenden und Paare mit Kindern betrug 39 Prozent und stieg weiter deutlich an (2022: 31 Prozent). In diesen Familien lebten 1.101 Kinder. Dies bedeutet Ausgrenzung und reale Armut von Beginn an. „Damit sich Armut nicht weitervererbt, ist gerade für diese Familie finanzielle Bildung so wichtig“, sagt Kießling abschließend.
Hintergrund: Seit mehr als 30 Jahren bieten die 19 Schuldnerberatungsstellen der Diakonie Sachsen soziale Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung (SB) und damit individuelle Beratung für überschuldete und von Überschuldung bedrohte Menschen an. Um die gesellschaftlichen und individuellen Ursachen dieses Verarmungsprozesses erkennen zu können, werden jährlich statistische Daten zur Lebenslage erhoben.